Chronik von Unterheinsdorf Teil 2

Landwirtschaft

Bis 1850 war Unterheinsdorf vorwiegend durch die Landwirtschaft geprägt. Nach dem ab 1650 großflächig Ackerflächen geschaffen wurden ist ab 1690 auch der Kartoffelanbau im Ort belegt und es entstanden ab 1750 etliche größere Gehöfte im fränkisch-thüringischen Fachwerkstiel. Nach 1834 wurde das Hutungsrecht der umliegenden Rittergüter nicht mehr in Anspruch genommen und mit dem "Hutablösungs-Receß" vom 4. Juni 1842 endete durch eine Rentenzahlung von 54 Grundstücksbesitzern aus Unterheinsdorf die Fron. Bis dahin weideten jährlich etwa 1750 Schafe der Rittergüter Mylau, Netzschkau, Friesen und Weißensand auf den Wiesen der Gemeinde. Im Gebäudeverzeichnis von 1837 sind 45 Höfe und 32 Häusler belegt. Ab 1939 wurden viele Landwirte zur Wehrmacht einberufen und es kam zu Bewirtschaftungsproblemen auf den Höfen.

Nach dem Krieg wurde 1948 ein "Flurschutz" zur Bewachung der landwirtschaftlichen Kulturen errichtet. Ab 1950 wird die einzelbäuerliche Landwirtschaft durch Maschinenausleihe unterstützt. MAS / MTS. 1955 wurde im Opitz’schen Gut die LPG "Neues Leben" mit damals freiwilligen Beitritt von Mitgliedern gegründet, ab 1960 erfolgte die Zwangskollektivierung der weiteren Landwirtschaftsbetriebe. Von 1975 bis 1980 erfolgten großflächige Meliorationsarbeiten und die meisten alten Wirtschafts- und Wanderwege wurden durch die Großflächenlandwirtschaft beseitigt. Nach der Gründung der KAP 1972 und der LPG Pflanzenproduktion 1978 wurden an den jeweiligen Standorten Wirtschafts- und Sozialgebäude sowie Werkstätten errichtet. 1991 wird aus der LPG (P) Reichenbach die Agrargenossenschaft e.G. Reichenbach mit Sitz in Heinsdorfergrund.

Die Mühlen in Unterheinsdorf

Die Sächsischen Meilenblätter von 1793 verzeichnen für Unterheinsdorf 2 Mühlen. Das heutige Mühlengebäude wurde vermutlich um 1820 neu als Grimms Mühle erbaut. Der obere Mühlgraben hat eine Länge von 695m und wurde über eine Wehranlage aus dem Raumbach gespeist. von 1876 bis 1895 wurde oberhalb der Mühle ein Teich angelegt, durch den die Mühle zusätzlich mit Wasser vom Schmalzbach versorgt werden konnte. Von der Mühle führte ein mit Bruchsteinmauerwerk ausgekleideter und mit Steinplatten überdeckter Graben das Wasser wieder zum Raumbach. Dieser Untergraben führte unter der Dorfstraße und unter dem Saal des Gasthofs sowie unter einen weiteren Gebäude entlang bevor er das Wasser oberirdisch in den Raumbach abführte. Im Saal des Gasthofs befand sich ein Kontrolleinstieg. In jüngerer Zeit wurden durch den Straßenbau und durch den Abbruch des Gasthofs dieser Untergraben teilweise verrohrt. Der damalige Besitzer Franz Richard Grimm verkaufte die Mühle aus wirtschaftlichen Gründen um 1900 an die Fa. Bernhard Dietel die in erster Linie an den Wasserrechten interessiert war. Bernhard Dietel verpachte die Mühle an den Müller Jacob, bevor 1913 Heinrich Böhme die Mühle übernahm. Die Mühle hatte zu dieser Zeit die Form eines Vierseithofs. In Richtung der Straße war eine Schneidmühle angebaut, deren Inventar 1940 verkauft wurde. Zur Mühle gehörten früher noch eine Landwirtschaft von 2,5 ha und eine Bäckerei, die aber schon 1900 aufgegeben wurde.
* Quelle: "Von der Mühle zur Fabrik" Herausgeber Marion Schulz, Neuberin-Museum Reichenbach/V. Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Wolfgang Viebahn

Im Unterdorf gab es vermutlich schon seit 1500 eine weitere Mühle, die Dungersmühle. Sie erhielt ihr Wasser über einen Mühlgraben, der bereits im Sächsischen Meilenblatt von 1793 Blatt 146 verzeichnet ist. Ein Stauwehr, das den Mühlgaben mit Wasser aus dem Raumbach versorgte wurde nach 1990 abgebrochen. Der Mühlgraben existiert noch heute und dient nach Abbruch des Wehrs der Entwässerung der Angerwiesen und des angrenzenden Teichs. In den Jahren 1870/1871 kam es zum Abriss der alten Dungersmühle. An seiner Stelle entstand ein neues Mühlengut mit einer Holzschneidmühle. Das mit "gehöriger Wasserkraft ausgestattete Schmeißersche Mühlengut mit den dazugehörigen Grundstücken" kam im Jahr 1887 in den Besitz der Fa. Bernhard Dietel, Färberei und Appretur. Das Mühlengut wurde in die Firmenbauten integriert und die Wasserkraft wurde zum Antrieb von Generatoren weiter genutzt. Der Mühlgraben hat eine Länge von 515 Meter und ein Gefälle von 6,15 Meter. Im oberen Bereich wurde der Mühlgraben etwa um 1930 verrohrt. Das Wirtschaftsgebäude der Mühle existierte noch bis zum Abriss der Lautex Industriebrache im Jahr 1998.
* Quelle: "Von der Mühle zur Fabrik" Herausgeber Marion Schulz, Neuberin-Museum Reichenbach/V. Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Wolfgang Viebahn

Handwerk und Gewerbe

Um 1850 ist Unterheinsdorf vorwiegend landwirtschaftlich und handwerklich geprägt. Es existieren zwei Mühlen, Stellmacher, Schmiede, Zimmereien, Schuster, Bäcker, Fleischer und vier Gasthöfe, davon drei mit Ausspann. Ab 1860 beginnt die Tuchmacherei in kleinen Werkstätten. Zunächst bei Rockstroh und nach 1881 auch bei Bagehorn ( alte Dorfschule ). Um 1895 gab es 3 Kolonialwarenhändler, 2 Bäckereien, 2 Stellmacher, 2 Schmiede, 5 Gasthöfe, 1 Tischler, 1 Glaser, 2 Zimmereien, 1 Kurzwarenhandel, 1 Cafe, 2 Gärtnereien, 2 Schneider, 1 Mühle, 2 Kohlenhändler, 1 Schuster, 1 Friseur und zahntechnisches Atelier. Zu DDR Zeiten kamen eine Konsumverkaufsstelle und eine Konsum Fleischerei dazu.

Folgende Handwerksbetriebe und Händler sind in der Zeit nach 1900 bekannt: Gärtnerei Lenzner, Bäckerei Bachmann, Schreibwaren und Kurzwaren Singer, Schuhmacher Seumel, Sattler- und Polsterei Gündel, Klempnerei Fickenwirt, Malerbetrieb Kucks, Grünwaren Kucks, Fleischerei Kunstmann, Holzpumpenbau Deierlein, Lebensmittelgeschäft Ackermann, Stellmacherei Geier, Kohlehandel Lacher, Schuhreparaturwerkstatt Enders, Korbmacher Eidner, Bäckerei Münzberg, Schmiederei Fuchs, Mühle Böhme, Weberei Bagehorn, Kurzwaren- und Schreibwarengeschäft Müller, Kohlehandel Gruschwitz, Tischlerei Frenzel, Holzhandel Meyer, Fahrradwerkstatt Zeidler, Tischlerei Zeidler, Sattlerei Zeidler, Schneiderei Wolf, Friseurgeschäft Otto, Wäschegeschäft Reuter & Paul, Weberei Rockstroh, Schmiede Zeidler, Schuhmacher Schürer, Bäckerei Popp, Fuhrgeschäft Heyne.
*Diese Aufstellung erhenbt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann jederzeit noch korrigiert und erweitert werden.

Sport und Vereinswesen

Mit dem Beginn des Vereinswesen gründeten sich 1881 ein Schützenverein und 1912 ein Turnverein für den ab 1916 ein Turnplatz erbaut wurde.( heute Garagenplatz ). Hinter dem Gebäude der Grimms Schneidmühle errichtete der Schützenverein um die Jahrhundertwende 2 hölzerne Schießstände die später von der Mühle als LKW Gerage genutzt wurden. 1921 gründete sich ein Arbeiter- Radfahrverein. 1937 existierte ein Landwirtschaftlicher Verein, eine Kriegergemeinschaft, ein Gesangverein, ein Schützenverein, der Turnverein, ein Sparverein, die Landjugend und ein Kleintierzüchterverein. Ab 1930 wurde ein neuer Sportplatz auf dem Anger hinter dem Gasthof gebaut. 1955 wurde am neuen Sportplatz eine Holzbaracke aufgestellt die als Umkleideraum und für den Sportunterricht der Schule genutzt wurde.

Von 1972 bis 1974 wurde hinter der Schule aus Elementen für Lager- und Landwirtschaftsbauten eine neue Turnhalle errichtet errichtet. 2010 wurde diese Turnhalle abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.1978 eröffnete noch am Standort der alten Turnhalle eine Sportgaststätte mit Kegelbahn. Nach 1990 gründeten sich in der Gemeinde Heinsdorfergrund ein Heimatverein, der Rollbockverein und ein Feuerwehrverein.

Letzte Änderung am Montag, 1. April 2024 um 10:26:53 Uhr.

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