Chronik von Hauptmannsgrün

Das Waldhufendorf Hauptmannsgrün wurde erstmals 1367 in einem Privilegiertenbrief des Kaisers Karl IV. urkundlich erwähnt. In den Kirchenbüchern des Kirchensprengels Waldkirchen, in den Hauptmannsgrün kirchlich gehörte, wurde der Ort schon 1140 urkundlich erwähnt. Der ursprüngliche Name des Orts war „Hartmannsgrün“, was so viel wie „Rodesiedlung eines Hartwig bzw. Hartmann“ bedeutet. Auf eine frühe Besiedlung des Gebiets deutet auch eine frühdeutsche Ringwallanlage aus dem 13. Jahrhundert hin. Deren Reste befinden sich noch heute östlich der „Waldkirchner Straße“. Die Grundherrschaft über Hauptmannsgrün lag ab dem 16. Jahrhundert beim Rittergut Neumark, welches lange Zeit im Besitz der Zwickauer Familie von Römer war. Somit gehörte Hauptmannsgrün bis 1856 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Zwickau im Erzgebirgischen Kreis. Die Nachbarorte Ober- und Unterheinsdorf gehörten im Unterschied zu Hauptmannsgrün zum Amt Plauen im Vogtländischen Kreis. 1856 wurde Hauptmannsgrün wie die ebenfalls bis dahin zum Rittergut Neumark gehörigen Orte im einstigen Amt Zwickau dem Gerichtsamt Reichenbach und 1875 der Amtshauptmannschaft Plauen angegliedert.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde zwischen Hauptmannsgrün und Oberneumark Bergbau auf Eisenerz betrieben. Im Jahr 1860 wurde die Grube „Thekla“ von der Königin Marienhütte in Cainsdorf übernommen. Nachdem diese die Produktion von Roheisen im Hochofen im Jahr 1893 einstellte, kam auch der Bergbau in Hauptmannsgrün zum Erliegen.

Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam Hauptmannsgrün im Jahr 1952 zum Kreis Reichenbach im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Reichenbach fortgeführt wurde und 1996 im Vogtlandkreis aufging. Zum 1. Januar 1994 wurde Hauptmannsgrün mit Oberheinsdorf und Unterheinsdorf zur Gemeinde Heinsdorf zusammengeschlossen, die sich am 1. April 1994 in Heinsdorfergrund umbenannte.

Gaststätten in Hauptmannsgrün

In Hauptmannsgrün gab es mehrere Gaststätten und Flaschenbierhandlungen. Am nördlichen Ortsrand von Hauptmannsgrün existierte am Fahrweg nach Neumark eine Gaststätte, die bis 1926 unter dem Namen "Schützenhaus" vom Gastwirt Hertel bewirtschaftet wurde. Eigentümer war die Familie von Römer, die in unmittelbarer Nähe auch ein Wildgehege betrieb. Nach 1926 erfolgte die Bewirtschaftung als "Gasthof zum Forsthaus" durch den Forstwirt Johann Jahreis. Der baute 1939 den Stall zu einer schmucken Gaststube aus. Nach der Enteignung der Familie von Römer nach 1945 existierte die Gaststätte noch kurz unter der Bezeichnung "Käsmühl" weiter. Unmittelbar daneben gab es eine Flaschenbierhandlung. Weiter südlich, etwa in der Ortsmitte gab es das Restaurant und Fleischerei "Felsenkeller". Diese Gaststätte wurde von 1927 bis 1931 von Franz Bauer betrieben und 1937 von dem Gast- und Landwirt Arno Döhler übernommen. 1959 wurde in dem Gebäude der Kindergarten der Gemeinde eingerichtet. Auf der anderen Straßenseite gab es in der Nähe der heutigen Schule eine Postkutschenstation, in der auch eingekehrt und übernachtet werden konnte. Hier kreuzte die Postroute den Ort und die Gespanne die von der Poststraße kamen konnten umgespannt werden und setzen am Hang gegenüber ihre beschwerliche Reise fort.

Die Gaststätten Forsthaus und Felsenkeller
Die Gaststätten Forsthaus und Felsenkeller

An zentraler Stelle im Ort kommt die Gaststätte "Schweizerhaus", die in die bis in die 2000er Jahre auch noch als Gastwirtschaft betrieben wurde. Das Gebäude im Stil eines alpenländischen Bauernhauses wurde 1875 erbaut. Auf einen alten Dorfplan von vor 1849 ist das Gebäude noch als roter Umriss verzeichnet, was auf einen geplanten Neubau hinweisen könnte. Das "Schweizerhaus" fällt durch seinen weiten Dachüberstand und den über den Giebel vorgeschobenen Schwebegiebel auf. Über dem Balkon steht ein Ziergiebel.

Die Gaststätte Schweizerhaus
Die Gaststätte Schweizerhaus
Infotafel am Gasthof "Schweizerhaus"
Infotafel am Gasthof "Schweizerhaus"

Neben der eigentlichen Nutzung als Gaststätte mit angebauten Saal war in dem Gebäude früher auch eine Poststation untergebracht. Nachdem ab 1902 Telefonanschlüsse im Amt Neumark freigeschaltet wurden, erhielt auch Hauptmannsgrün im Gemeindeamt und im Gasthof "Schweizerhaus" Fernsprechanschlüsse. Als vom VEB Kraftverkehr, nach Einstellung der Personenbeförderung durch die Rollbockbahn, der Busverkehr im Heinsdorfer Grund im Jahr 1958 aufgenommen wurde, gab es am zentralen Platz auch eine Bushaltestelle. Nach Eröffnung einer staatlichen Arztpraxis in Unterheinsdorf wurde nach 1972 im Schweizerhaus auch zeitweilig eine Außenstelle dieser Arztpraxis und eine Gemeindeschwesternstation betrieben. Nach der Renovierung des Gebäudes übernahm im Jahr 1974 die Familie Koch die Gaststätte und führten sie bis zur Schließung 2016 erfolgreich weiter. Im Saal fanden gelegentlich Tanzveranstaltungen und Kinovorstellungen statt und nachdem 1977 der Carnevalsverein der Freiwilligen Feuerwehr gegründet wurde fanden dort auch regelmäßig Faschingsveranstaltungen statt.

Gaststätte "Zur grünen Linde" auf alten Aufnahmen
Gaststätte "Zur grünen Linde" auf alten Aufnahmen
Infotafel am Gasthof "Zur grünen Linde"
Infotafel am Gasthof "Zur grünen Linde"

Folgt man der Landstraße nach Irfersgrün, dann kommt man vor dem Mühlteich an einen Dreiseitenhof. Der wurde im Jahr 1868 als Knochenmühle errichtet und erhielt sein Wasser aus dem Mühlteich. Auf alten Karten von 1908 sind noch die Mühlgräben als Ober- und Untergraben eingezeichnet. Nachdem im Jahr 1907 die Knochenmühle aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb einstellte, wurden auch die Mühlgräben verfüllt und im ehemaligen Mühlengut wurde die Gaststätte "Zur grünen Linde" eingerichtet. Das ist die letzte noch verbliebene Gaststätte in Hauptmannsgrün. War man in westlicher Richtung dorfabwärts unterwegs erreichte man an der alten Heinsdorfer Straße die Restauration "Lindenhof". Besitzer war ein Herr Franz Werner. In der Nähe dieser Gaststätte sowie an der Waldkirchner Straße gab es weitere Faschenbierhandlungen. Eine davon nutzte einen Erdkeller als Lagerraum, der als Rest einer Ringwallanlage aus dem 13. Jahrhundert erhalten blieb. Diese Stelle wird in Hauptmannsgrün auch als "Kellerplatz" bezeichnet.

Flaschenbier am Kellerplatz
Flaschenbier am Kellerplatz

Schule und Kindergarten

Neben den Pechtelsgünern, den Schönbrunnern und den Heinsdorfern mussten ab 1596 auch die Hauptmannsgrüner Kinder zur Schule nach Waldkirchen laufen. Sie hatten täglich bei Wind und Wetter einen ziemlich weiten, beschwerlichen und oft auch gefährlichen Weg zurückzulegen. So wie in Heinsdorf wurden deshalb auch in Hauptmannsgrün Voraussetzungen geschaffen, um die Kinder im Heimatdorf zu unterrichten. So stellte die Gemeinde 1771 einen Lehrer ein und begann ab 1781 im nördlich der heutigen Schule gelegenen Haus Nr. 54 mit dem Schulunterricht.

Alte Schulgebäude in Hauptmannsgrün
Alte Schulgebäude in Hauptmannsgrün

1791 wurde an der Hauptstraße ein Schulgebäude mit Spritzenhaus errichtet, in dem damals 85 Schüler aller Altersstufen unterrichtet wurden. 1885 begann dann hinter dieser alten Schule der Bau einer neuen Schule, mit einer Schulstube im Erdgeschoß und Wohnräumen im Obergeschoss. Die Kinder wurden dort in zwei Schichten in einem großen Raum unterrichtet. Bezahlt wurden die Lehrer damals nicht nur mit Geld, sondern auch mit Naturalien. Die Bauern mussten, je nach Größe ihres Hofes bestimmte Abgaben an die Schule leisten. Nach dem ersten Weltkrieg wurde durch Umbau ein zweiter Klassenraum eingerichtet. Doch auch damit änderte sich nicht viel. Nach wie vor blieb den Dorfkindern die Möglichkeit einer allseitigen Bildung verschlossen. Nach 1945 wurden durch Ausbau der Lehrerwohnung und des Dachbodens weitere Räume geschaffen. Zwei Jahrgänge konnten jetzt in jeweils einer Klasse von insgesamt 4 Lehrern unterrichtet werden.

Der Schulneubau von 1966
Der Schulneubau von 1966

1959 wurde in der DDR der Aufbau einer zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule beschlossen. Die Kinder aus Ober- und Unterheinsdorf besuchten ab der 5. Klasse jetzt ebenfalls die Hauptmannsgrüner Schule. Schüler der Klassen 1 bis 4 wurden in Unterheinsdorf unterrichtet und die Schüler der Klassen 5 bis 10 besuchten die Zentralschule in Hauptmannsgrün. 1966 wurde der erste Schulanbau errichtet. Fünf Klassenräume und ein Fachraum für Physik und Chemie fanden in den beiden Stockwerken Platz. Das Kellergeschoß beherbergte einen Speiseraum, einen Werkraum und die Heiz- und Kohlenvorratsräume. Durch einen Verbindungsgang waren die alte und neue Schule miteinander verbunden. 1985 erfolgte ein weiterer Schulanbau mit Turnraum für die Klassen 1-10. Der Kindergarten der in Hauptmannsgrün zunächst im Gebäude der ehemaligen Gaststätte Felsenkeller ( Fleischrerei Döhler ) untergebracht war, erhielt in den Jahren 1982 und 1983 einen Neubau, mit damals 36 Plätzen, moderner Schulküche und einem Speisesaal für die Schüler.

Feuerwehr und Vereine

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Hauptmannsgrün erfolgte im Jahr 1940. Zur Unterstellung der Gerätschaften war lediglich ein Geräteschuppen vorhanden. Durch Eigeninitiative konnte 1960 das Richtfest für ein neues Feuerwehrgerätehaus gefeiert werden. Die offizielle Einweihung fand 1962 statt. Bis 1964 existierte bei der FFW Hauptmannsgrün kein eigenes Fahrzeug. Im September 1964 erhielt die Feuerwehr ein Fahrzeug vom Typ 2 „Garant“ und 1982 folgte ein neues Löschfahrzeug vom Typ „Robur“ mit Schlauchanhänger. 1991 bauten die Kameraden einen notwendig gewordenen Versammlungsraum an das Gerätehaus an, der auch gleichzeitig als Dorfgemeinschaftsraum für Feiern genutzt werden kann. Seit 2002 ist ein modernes Löschfahrzeug vom Typ TSF-W (Z) im Einsatz. Mit Inbetriebnahme dieses neuen Fahrzeuges vollzog sich auch ein Generationswechsel bei den Mitgliedern der Feuerwehr.

Im Dorf gab es schon in früheren Jahren etliche weitere Vereine. Im Jahr 1911 wurden ein Landwirtschaftlicher Verein, ein Gewerbeverein, ein Turnverein, Militärverein, Jugendverein und ein Schützenverein aufgeführt. Nach dem 1. Weltkrieg kamen noch der Verein junger Landwirte, der Arbeiter-Radfahr Verein, der Konzertina Verein und ein Frauenverein dazu. In den 1990er Jahren gründete sich der sehr aktive Carnevalsverein der Freiwilligen Feuerwehr Hauptmannsgrün, ein Dorfclub und der Förderverein der Grundschule Hauptmannsgrün.

Letzte Änderung am Sonntag, 7. Dezember 2025 um 19:12:20 Uhr.

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